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Ausstieg aus dem Alltag

 

Harzer Hexen-Stieg zieht Touristen an - Wandern wird wieder modern

Mephisto: Was lässet du das schöne Mädchen fahren,
Das dir zum Tanz so lieblich sang?
Faust: Ach! mitten im Gesange sprang
Ein rotes Mäuschen aus ihrem Munde.

Goethe, Faust. Walpurgisnacht.
Harzgebirg. Gegend von Schierke und Elend

Die Tourismus-Veranstalter behaupten zwar in ihrem Pressedienst, dass Begegnungen mit Hexen nicht garantiert sind. Die Abbilder von Hexen auf dem Besen als kleine Wegweiser trifft der Wanderer allemal, wenn er die Wanderroute vom Harzer Hexen-Stieg wählt. Sie wurde bereits im Oktober 2003 eröffnet und verbindet auf knapp einhundert Kilometer die schönsten Flecken des am nördlichsten gelegenen Mittelgebirges in Deutschland. Entstanden war der Hexenstieg in Zusammenarbeit des Harzer Verkehrsverbandes mit dem Harzklub.

 

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Thale will Hochburg des Wanderns werden

Der Harzer Hexen-Stieg startet, wie kann es auch anders sein, im legendären Thale in Sachsen-Anhalt mit seinen vorchristlichen Kultplätzen und germanischen Mythen. Im Stadtgebiet ist vor fünf Jahren begonnen worden, einen Weg mit insgesamt 12 Figuren aus der germanischen Mythologie anzulegen. Die Hälfte ist bereits fertig und kann bestaunt werden. Da glänzt im Stadtpark metallisch Sleipnir, Wotans achtbeiniges Zauberpferd und die Talstation von Kabinenbahn und Sessellift wird von der hölzernen Schlange Midgard bewacht. Auf dem Bergplateau über dem Bodetal befindet sich der Hexentanzplatz, der Ort für die Walpurgistreffen jeweils in der Nacht zum 30. April.

Und nicht weit davon entfernt hatte die schöne Prinzessin Brundhild ihren Auftritt, als sie auf der Flucht vor dem bösen Ritter Bodo mit ihrem Ross einen tiefen Hufabdruck im Gestein hinterließ – die Roßtrappe. Für Dr. Evelyn Kunz, die Tourismus-Chefin im Ort, soll Thale, die Hochburg der Sagen und Mythen, gleichzeitig immer mehr zur Hochburg des Wanderns werden. „Wir sehen Thale als das Wanderzentrum im Harz“ so die promovierte Biologin Kunz. Um das Wandern in einzelnen Etappen auf dem Hexen-Stieg bis nach Osterode in Niedersachsen möglich zu machen, wurden vom Harzer Verkehrsverband und den jeweiligen regionalen Tourismusverantwortlichen wichtige Bedingungen geschaffen.

So ist beispielsweise für das Wandern ohne Gepäck gesorgt. Im Angebot sind sowohl Kurzprogramme am Wochenende durch das Bodetal, aber auch siebentägige Wanderungen – alles ohne Gepäck. Die Zertifizierung der DEHOGA zu Wanderhotels schreitet zwar nur zögerlich voran, so räumt Dr. Kunz ein. Aber es sei gesichert, dass in Hotels wie Pensionen für Einzelwanderer oder Familien, die ohne Anmeldung kommen und nur eine Nacht bleiben wollen, bei vorhandenem Platz die Türen immer offen stehen. Außerdem können sich alle Thale-Besucher auf Solebad und Wellness freuen. Es ist geplant, auf dem ehemaligen Brauerei-Gelände im Bodetal für 20 Millionen Euro eine neue Therme zu bauen und Ende 2009 zu eröffnen.

Wie es denn mit dem Wandern ohne Gepäck bestellt ist, kann man schon auf dem ersten und schon sehr berühmten Abschnitt des Hexenstiegs überprüfen. Er führt durch die romantische Felsenschlucht des Bodetals, wo übrigens Goethe auch als Hobby-Geologe den Granit untersuchte. Auf dem Wege das Gasthaus „Königsruhe“ mit 23 Betten in Gästezimmern und am Ende des Bodetals das Ferienhotel „Forelle“ mit 56 Gästezimmern und insgesamt 34 Forellengerichten auf der Speisekarte. Beide traditionellen Häuser, überwiegend mit Stammgästen belegt, bieten dem Wanderer jederzeit ein Quartier.

Ein weiterer Abschnitt des Harzer Hexenstiegs entlang der Rappbodetalsperre mit seinen Vorsperre-Seen führt mitten durch Landschaftsschutzgebiete. Haubentaucher und Stockenten auf den Wasserflächen, Weißdorn und Heckenrosen begleiten den Wanderweg. „Der Mensch braucht Ziele“ weiß Eberhard Köhler, seit Jahrzehnten Wanderführer im Harzclub. Deshalb sind im gesamten Harz insgesamt 222 Stempelstellen eingerichtet. Mittels eines Punktesystems kann der Wanderer eine Wandernadel in Bronze, Silber und Gold erwerben.

Auch der Harzer Hexen-Stieg liefert Punkte und führt zu den Attraktionen der Region. Dazu zählen die Rübeländer Höhlen. Die älteste und beliebteste ist die Baumannshöhle, die seit dem vorigen Jahr eine neu gestaltete Eingangshalle besitzt. Im größten ihrer Höhlenraume, dem Goethesaal, wird vor bis zu 300 Besuchern Theater gespielt, werden Firmenfeiern veranstaltet, Kindergeburtstage organisiert und jetzt sogar Trauungen vollzogen, alles bei 8 Grad Celsius und auf Wunsch mit Lasershow.

 


 


Mit der Schmalspurbahn auf den Brocken

Der Harzer Hexenstieg führt weiter bis direkt unter das Brockenmassiv. Hier in fast 600 Meter Höhe zwischen Braunlage und Wernigerode, mitten im Nationalpark Harz, liegt das traditionelle und vor zwölf Jahren umgebaute Hotel „Kräuterhof“. Jetzt gelangt der Wanderer von der Station „Drei Annen Hohne“, die direkt vor dem Hotel „Kräuterhof“ liegt, über Wanderwege oder mit der Harzer Schmalspurbahn (HSB) auf den Brocken. Silke Stüber vom Kunden-Service der längsten Schmalspurbahn Europas bilanziert, dass die insgesamt 25 Dampfloks der HSB 1,1 Millionen Fahrgäste jährlich befördern, zwei Drittel davon auf den Brocken. Die Zahl der Wanderer in den Zügen steigt, auch ein Ergebnis vom Hexenstieg. Zunehmend gibt es Sonderfahrten auf den Brocken.

Seit drei Jahren schnauft der „Mephisto-Express“ von Wernigerode zur „Faust - Die Rockoper“ auf den Harzgipfel. Da fließt schon während der Fahrt viel Mephisto-Blut (Dornfelder Rotwein Rheinhessen) und es werden Mephisto-Tropfen (Kräuterschnaps 52 %) vergossen. Wer vor dem Besuch des Brockens noch Zeit findet und Hunger hat, sollte unbedingt an der Station „Drei Annen Hohne“ Kuki’s Erbsensuppe kosten. Vielleicht noch nicht ganz so berühmt wie die Currywurst in Berlin oder die Weißwurst in München, aber dank der Gewürze ein Markenzeichen für die Leute im Harz. Übrigens nur echt aus der Gulaschkanone.

Ist endlich auf dem Hexen-Stieg auch der Brocken erreicht, erlebt der Wanderer die Aussicht in die Ferne im Durchschnitt nur an 60 Tagen im Jahr. Immer sehenswert ist der vor mehr als einhundert Jahren eingerichtete Brockengarten, eine einzigartige Anlage, die 1800 Pflanzenarten aus aller Welt beherbergt. Seit zehn Jahren erzählt das neu eingerichtete Brockenhaus in mehreren Etagen über Lebensabschnitte des Vaters Brocken, vom ältesten Fernsehsender, von Spionage und kaltem Krieg, von der ältesten Wetterstation und von Hexen. Der Harzer Hexen-Stieg führt vom Brocken hinunter zum Torfhaus auf dem berühmten Goetheweg, weiter über den Magdeburger Weg an den Gräben des Oberharzer Wasserregals entlang bis nach Altenau, um dann über weitere Etappen in Osterode zu enden.

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Ein Beitrag von Ronald Keusch
Thale/Altenau Ende Mai 2008

Fotos: Autor

www.thale.de
www.harzklub.de
www.harzer-hexen-stieg.de
www.harzinfo.de

 

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