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Von Adelaide zur legendären Ocean Road

 

Wer vom Uluru und den öden grauen Weiten des Outbacks an die Südküste nach Adelaide kommt, wird von der Millionenstadt mit großen Flächen grüner Parklandschaften begrüßt. Überall in australischen Städten sind penibel gepflegte Gärten und Parks zu finden. Ein nachhaltig wirkender Versuch, so die Reiseliteratur, vor allem von den aus England stammenden Siedlern, Australien ein Ambiente der von ihnen verlassenen Heimat zu verleihen.

Es ist traumhaft schön, durch die Parkanlagen mit Kastanien-, Eichen- und Buchengruppen zu wandern und immer wieder auf riesige wild geformte Eukalyptus-Exemplare zu stoßen. Auf dem Weg zur Ocean Road liegt das Barossa-Tal, eines der größten Weinanbaugebiete auf der Welt mit dutzenden Weingütern. Ein Glas roten Shiraz zur Weinprobe in der Hand und der Blick schweift über endlose flach angelegte Weinfelder - eine paradiesische Szene.

 

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Von Adelaide zur legendaeren Ocean Road

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Das Paradies hat auch dunkle Flecken

Doch das strahlende Paradies der bezaubernder Landschaften und immer freundlich dreinblickender Australier bekommt unterwegs an der Küste auch einige dunkle Flecken. Umweltkatastrophen auf dem Kontinent beschränken sich nicht allein auf Waldbrände, Überschwemmungen und Taifune. Einige Schilder mit roter Schrift an der kilometerlangen Uferpromenade von Meningie, zwei Autostunden von Adelaide entfernt, warnen vor dem Baden wegen Schlick im Albertsee, einem großen See im Mündungsgebiet des Murray Flusses. Wer es dennoch ausprobiert, seinen Fuß nur einen Schritt ins Wasser zu setzen, versinkt bis über das Knie (!) im Schlamm.

„Unser See hatte schon in den letzten Jahrzehnten immer mit Wassermangel zu kämpfen. Vor drei Jahren wurde es ganz schlimm, Baden unmöglich“, klagt die Vermieterin einer kleinen Pension an der Uferstraße von Meningie. Der Hauptgrund für den Wasserrückgang besteht einerseits im Klimawandel und der damit verbundenen hohen Verdunstung, andereseits wird aber auch dem dem Fluss Murray über Jahrzehnte durch Industrie und Landwirtschaft zuviel Wasser entzogen. Als Folge verlanden Flussmündung und der angrenzende Albertsee langsam. Nur Durchreisende bleiben über Nacht in Meningie. Das Urlaubsparadies ist wohl für immer zerstört.


Reisezeiten im Wandel

Die Küstenstraße von Adelaide in Richtung Melbourne führt durch viele kleine und größere Orte. Deren Stadt-Geschichte begann immer damit, dass ein großes Segelschiff mit Auswanderern in einer großen Bucht landete oder vorher an Klippen zerschellte. Liebevoll eingerichtete kleine Museen in der Touristen- Information, überall gut ausgeschildert mit kleinem gelben i auf blauem Untergrund, berichten darüber. In Portland, der ältesten Stadt im Bundesstadt Victoria, trug das erste große Schiff den Namen „Tasmania“ und kam 1851 aus der englischen Stadt Plymonth.

Die Schiffe waren Mitte des 19. Jahrhunderts drei bis vier Monate unterwegs. Die Passagiere waren in engen, stickigen und überfüllten Räumen der Schiffe unter der Wasserlinie eingepfercht, in denen sich auf engstem Raum von Geburten bis zum Sterben alles abspielte. Dampfschiffe schafften es Anfang des 20. Jahrhunderts von Europa nach Australien schon in 50 Tagen. Ein halbes Jahrhundert später dauerte es mit dem Ozeanliner noch vier bis fünf Wochen. Schließlich brauchte 1960 die Boing 707 noch 27 Stunden und heute benötigt der Airbus eine reine Flugzeit von 22 Stunden. Doch selbst die im Vergleich zu den Anfängen nur noch kurze Reisezeit von knapp über 20 Stunden kann in dem schmalen Flugzeugsitz auch sehr lang werden.

Tierisches in Australien

In Sydney beklagte sich ein Tourist, dass er nicht ein einziges Känguru in freier Natur gesehen habe und meinte dann enttäuscht, dass es die Tiere wohl nur im Zoo gibt. Doch die Chancen sind nach wie vor recht groß, einige Exemplare zu entdecken. Abseits von den Metropolen und Schnellverkehrsstraßen gibt es geschätzt knapp 60 Millionen Kängurus und ihre kleinen Artgenossen, kurz Wallabys genannt. Sie erscheinen auf Weiden und Feldern oder auf dem Grün in den unzähligen Parks kleiner Orte. Hier habe ich sie auch gesehen. Nur die Kaninchen, die ja auch in Berlin in Grünanlagen der Städte unterwegs sind, vermehren sich noch schneller.

Über die Karriere der Kaninchen in down under wird immer wieder viel geschrieben. Ein englischer Farmer in Victoria hatte im Jahr 1859 eine Idee, um seine Langeweile zu vertreiben. Er importierte 24 Kaninchen aus England und hat sie dann freigelassen, um sie auf seinem Landbesitz jagen zu können. Nun ist er ins Buch der Rekorde aufgenommen unter dem Abschnitt: weltweit katastrophalste Einführung einer Tierart. Gegenwärtig wird die Zahl der Kaninchen in Australien auf 300 Millionen geschätzt.

Manches kleine Beuteltier wie das nachtaktive katzenartige Possum wird als Attraktion für Touristen angekündigt. So gibt es in der Küstenstadt Mont Gambier ein Sinkhole, ein etwa 30 Meter tiefes mit Blumen und Rasen begrüntes Kraterloch. In den Abendstunden erscheinen hier die Possums pünktlich, um sich in Foto-Positur zu begeben und gefüttert zu werden. Schließlich existieren an den Straßen nicht nur Warnschilder mit der Abbildung von Kängurus, sondern auch vom Wombat.

Deren Bestand ist sehr klein und gefährdet. Der einem kleinen Bär ähnliche Wombat ist im Zoo anzuschauen. Einer der größten Hummer aller Zeiten steht weithin rot leuchtend vor einem Fisch-Restaurant in Kingston am Pricess Highway, bevor die Ocean Road beginnt. Allerdings sind die Zeiten für Hummergerichte nicht mehr so günstig und so kann der Reisende in dem Gemischtwarenladen nun auch Jacken, Gemüse und Getränke kaufen.

Auf der Ocean Road zu den zwölf Aposteln

Auf der Fernstraße B 100 südlich von Warrnambool beginnt die berühmte Great Ocean Road. Sie führt über 300 Kilometer und endet erst vor der Stadt Geelong, zwei Autostunden von Melbourne entfernt. Die Panoramastraße führt durch eine wilde Küstenlandschaft mit steilen Klippen aus Sandstein und an kleinen geheimnisvollen Buchten entlang. Überall sind Skulpturen und Gedenktafeln aufgestellt.

Sie erinnern an die Erbauer, hauptsächlich junge Soldaten, die aus dem 1. Weltkrieg heimkehrten. Sie waren oft nur mit Picke und Schaufel ausgerüstet und haben in den Jahren 1919 bis 1932 die Küstenstraße in die Felsen gehämmert. Sehr viele andere Denkmäler und Tafeln erinnern daran, dass Australien im 1. Weltkrieg über 61.000 Tote und fast 160.000 Verwundete zu beklagen hatte. Und mit Stolz wird immer wieder ausdrücklich vermerkt, dass dies die höchste Todesquote pro Einwohnerzahl unter den beteiligten Alliierten darstellt. Doch darauf sollten meiner Meinung die Australier nicht stolz sein.

Erstes Ziel des Straßenbaus war es, die Küstenregionen - bislang nur per Schiff erreichbar - mit einer Straße zu verbinden. Niemand dachte wohl damals daran, dass hier eine der schönsten Küstenstraßen der Welt entsteht, die hunderttausende Touristen anzieht. Die Australier haben sich heute für den Ansturm gewappnet. Die einzelnen Buchten mit ihren verschieden geformten Klippen haben alle Namen bekommen wie „London Bridge“ oder „The Arch“ und sind fürsorglich ausgeschildert. Je interessanter die Aussichtspunkte, desto mehr wächst die Größe des Parkplatzes.

Mit einem riesigen Parkplatz ist die Bucht „Zwölf Apostel“ ausgestattet. Ihre einzeln stehenden bizarren Felsen gehören neben dem Uluru und dem Great Barrier Reef zu den bekanntesten Wahrzeichen von Australien. Die Brandung schlägt in die Bucht und lässt die sand- und ockerfarbenen Kalksteinfelsen immer wieder aus der Gischt bis zu 60 Meter hoch emporwachsen. Und dutzende Fotoapparate glänzen dazu in der Abendsonne.

Autor und Fotos: Ronald Keusch (siehe auch Fotogalerie >>>)

Reiseliteratur: Bill Bryson, Frühstück mit Kangurus, Goldmann 2002, Veronika Pavel, Australien, Osten und Zentrum, Reise-Know-How Verlag 2008, Australien - ein Reiselesebuch, Ellert & Richter Verlag ,Hamburg 2008, Australische Erzähler von Marcus Clarke bis Patrick White, Verlag Volk und Welt Berlin 1984, Erkundungen - 31 australische Erzähler, Verlag Volk und Welt Berlin 1976

 

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