... im Oktober 2009
Der Wunsch anders zu sein, der Wunsch die Natur und alte Traditionen zu erhalten und zu pflegen, wird bereits deutlich erkennbar, wenn man sich den Hügeln um das Dorf Büyükkonuk nähert. Eine gepflegte Landwirtschaft, auch in den Baumanpflanzungen ist der Boden sauber bearbeitet und belüftet, um gepflegte Olivenbäume herum, auch um riesige Feigenbäume voller saftiger Früchte, von denen wir uns einige pflücken, Johannisbrotbäume und all die Weinstöcke. Um das Dorf herum Viehhöfe mit fetten Schafen und Ziegen. Es schaut gut aus, das Land hier!
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Wir erreichten das Dorf um die Mittagszeit, immer noch sehr heiss für diese Jahreszeit. Die Parkplätze waren voll, Dorfbewohner halfen den Besuchern beim Einordnen. Im Dorfzentrum, gleich neben der orthodoxen Kirche, waren hunderte von Ständen ordentlich aufgereiht, alle mit grünen Dächern, Grün für den Naturschutz. Rauch stieg dazwischen auf, Rauch von den Grillplätzen, an denen die Besucher sich niedergelassen haben, um vom vielen Schauen und Kaufen auszuruhen, der Musik zuzuhören und eines der vielen Gerichte nach lokalen zypriotischen Originalrezepten auszuprobieren.
Es ist das 4. Öko Festival, das die Gemeinde mit Unterstützung der Dorfleute und insbesondere von Lois und Ismail Cemal, die inselweit für ihre Arbeit am Kulturgut bekannt sind, ausgerichtet hat. Der Slogan für das Fest ist: “Let’s enjoy living in a village” – Geniessen wir das Dorfleben!
Die Hiesigen haben hart dafür gearbeitet, eine Art Routine und Basis in ihr Öko-Vorhaben zu bekommen, das sie vor einigen Jahren ins Leben gerufen haben. Alle Stände verkaufen hübsche, selbst entworfene Öko Einkaufsstoffbeutel für nur TL 3.00 (ca. Euro 1,50) und verpacken das verkaufte Gut in braune Papiertüten. Das klingt für Aussenstehende so ganz normal, ist es aber für hiesige Verhältnisse nicht, da der Umweltgedanke noch sehr neu und ungewohnt ist.
Das sollte auch die Augen unserer Kinder in Zypern’s Schulen zum Leuchten bringen, die seit einem Jahr ein eigenes Programm zum Schutz der Umwelt (TCCCE=Turkish Cypriot Children Conference for Einvironment) herausgebracht haben. Auch ich kaufte zwei Beutel, um die vielen schönen, kleinen Köstlichkeiten unterzubringen.
Es gab viel zu sehen und zu probieren an den Ständen: selbstgemachtes Halva, süßes und würziges Börek (Blätterteigtaschen) Gebäck aller Art aus Mandeln, Karob (Johannisbrot), Gries und Weintrauben. Da waren eingelegte Gemüse und Obst, Marmeladen und Süssigkeiten. Zum ersten Mal probierte ich Golifa aus aus Weizenkeimen, Rosinen, Nüssen, Anissamen, Sesam und Granatapfel, einfach köstlich. Gutes Dorfbrot wurde in allen Variationen angeboten, mit Nüssen, Karob, mit Oliven oder Hellimkäse, Kräutern und Gewürzen.
An der Kirchenecke verkaufte ein Mann selbstgebaute Trommeln in allen Grössen und der Lärm verfolgte einen durch alle Strassen. Gleich neben ihm zeigten uns Handwerker, wie man Metall treibt, für Teller und Schalen. Ein anderer baute kleine Stühle und bespannte die Sitzflächen nach altem Muster mit Riedgras. Aus allem, was um das Dorf herum wuchs, wurde etwas hergestellt, wie in alten Zeiten, Besen aus Thymianstengeln, aus Olivenholz Löffel und andere Gegenstände, Seife aus dem Öl.
Es fehlten natürlich nicht die alten Handarbeitsmethoden, die schönen hier so typischen Stickereien auf Naturleinen, Bilder aus Seidenkokons, fein gewebte Stoffe für Tischdecken und Handtücher und vieles mehr. Für die Unterhaltung der vielen Gäste war ausreichend gesorgt. Volkstänze wurden in Abständen aufgeführt, kleine Theaterstücke aufgeführt, Konzerte gegeben. Ein ständiges Kommen und Gehen.
Unglaublich, tausende von Menschen, wir trauten kaum unseren Augen. Da wurde uns gezeigt, wie man effektiv Kompost in einer Drehtonne bearbeitet, Lehmziegel aus Erde und Stroh formt, sogar wie man Kaffeebohnen röstet und bearbeitet bis hin zum wohlduftenden Genuss. Ein hier lebender Deutscher und Umeltexperte erklärte den umstehenden Interessierten, wie man Energie durch geeignete Sonnenpaneele spart. Und was nicht noch alles. Wir waren wirklich sehr beeindruckt.
Es war ein gelungenes Fest und jeder amüsierte sich. Da die Essenszelte voll gepackt waren und es im Dorf sehr warm wurde, entschieden wir uns, ein paar mezes (Vorspeisen) im Pine View Restaurant am Rande des Dorfes zu essen, wo es unter grossen Pinien angenehm kühl war.
Eine wahre Entdeckung für sich; das alte Schulhaus ist äusserst geschmackvoll als Restaurant eingerichtet worden, darum herum öffentliche Picknickplätze auf grüner Wiese und unter kühlen Bäumen, und zauberhafte Holzhütten zum Übernachten. Auch ein gut überlegtes Projekt von der Gemeinde Büyükkonuk.
Auf unserem Weg nachhause holten wir uns noch einmal ein paar frische Feigen. Mein Glückwunsch an die Veranstalter des Festivals und der Öko-Idee. Ein gutes Beispiel für andere Gemeinden, denke ich. Wir werden nächstes Jahr sicherlich wiederkommen.
Oh, ich darf nicht vergessen, das reizende Kochbuch zu erwähnen, dass ich dort an einem Bücherstand erstanden habe; es ist in englisch und türkisch mit vielen Abbildungen all der Gerichte und Köstlichkeiten, die wir hier gesehen und probiert haben: “Traditional Turkish Cypriot Deserts and Preserves” von Inci Akün sponsored by the Department of National Education and Culture.
Fotos und Textautorin: Heidi Trautmann*
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