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Bei den Franzosen in Kanada (3)

 

"Wir haben sehr viel Platz in Québec"

Charlevoix, Naturpark Jaques Cartier und das Projekt Nord

 

Wer in Kanada unterwegs ist, sollte nicht auf die Kilometer schauen, so lautet ein Tipp für die Reisenden im Land, wenn es um Entfernungen und Ausdehnungen geht. Das gilt gerade auch für die Region Quèbec. Sie ist von der Fläche die größte Provinz von Kanada. Doch um eindrucksvolle Landschaften und faszinierende Sehenswürdigkeiten der Natur zu besuchen, muss der Tourist keine langen Wege zurücklegen.

 

Der Wasserfall von Montmorency

Nördlich von Quèbec, etwa 15 Autominuten entfernt, befindet sich der Parc de la Chute Montmorency. Hier stürzt der gleichnamige Fluss in beeindruckenden Wasserfällen in die Tiefe. Mit ihrer Höhe von 83 Metern ab der Flusskante übertreffen sie die berühmten Niagarafälle an der Grenze zu den USA um ein Drittel.

 

 

Eine an den Wasserfällen errichtete Holztreppe und eine Hängebrücke erlauben beste Sichten auf die stürzenden Wassermassen, die sich in den nahen St.-Lorenz-Strom ergießen. Die Wasserfälle erinnern daran, dass einer der größten Exportartikel von Quèbec Energie aus Wasserkraft ist, die aus riesigen Stauseen gespeist hauptsächlich in die USA geliefert wird.

 

Schnee auf dem Weg zum Gipfel

Die Autoroute 138 in Richtung Norden, immer am St. Lorenzstrom entlang, führt in einer schon großzügig ausgestatteten Region in knapp zwei Autostunden zu dem Schmuckstück der Landschaften in der Provinz Quèbec. Das ist der 200 Kilometer lange Küstenstreifen Charlevoix.

 

 

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Im Nationalpark Grands-Jardins treffe ich Jean Poirier vom Tourismusverband. Bei einer Wanderung auf den nur 700 Meter hohen Aussichtspunkt des Mont-du-lac-des-Cygnes hat sich Mitte Oktober auf den Wegen eine dünne Schneedecke ausgebreitet. Doch das hält etwa ein Dutzend Besucher nicht davon ab, den Aussichtspunkt zu erreichen. Von hier eröffnet sich ein grandioser Blick auf die Landschaft am St.-Lorenz-Strom.

 

Im Kratergebiet des Meteors

Auf dem Rückweg erzählt mir Jean Poirier etwas über die spannende Entstehungsgeschichte von Charlevoix mit seinen Ebenen und Hügeln. Erst vor 40 Jahren wurde von einem französischen Geologen entdeckt, dass vor 350 Millionen Jahren hier ein riesiger Meteorit mit einer Geschwindigkeit von 10.000 Kilometer pro Stunde einschlug. Das steinerne Geschoss besaß eine Breite von mindestens zwei Kilometern und eine Masse von 15 Milliarden Tonnen. Es drang 15 Kilometer tief in die Erdkruste ein und hinterließ den unglaublichen Krater von 56 Kilometern Durchmesser.

Wir fahren in das Kratergebiet, das an dem Ort Baie-Saint-Paul beginnt. Dieses geologische Phänomen hat die Erdkruste aufgerissen, den Erdboden nivelliert und dadurch eine schnelle Besiedelung möglich gemacht, die bereits 1649 begann. Ohne dieses Ereignis vor Millionen von Jahren gäbe es weder die weiten Buchten von Malbaie und Baie-Saint-Paul, noch die weitläufigen Täler zwischen diesen beiden Orten.

 

Der breite St.-Lorenz-Strom

Wir erreichen den kleinen freundlichen Ort Les Eboulements mit seinen hübschen Holzhäusern wo sich die Mitte des Kraters befunden haben soll. Hier lebt jeder vierte Einwohner vom Tourismus. Und es ist wirklich nicht schwer sich vorzustellen, dass die Besucher in dieser Landschaft am Fluss gern Quartier nehmen.

„Beim ersten Anblick glauben die Gäste, dass sie das Meer sehen. Aber es ist der bis zu 22 Kilometer breite St.-Lorenz-Strom, einer der breitesten Flüsse der Welt, “ erzählt Jean Poirier. Sowohl an der Küstenstraße Nr. 367 als auch an der Fernstraße 138 ist überall viel authentisches frankophones Kanada zu erleben.

 

 

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Hier befindet sich auch der 1876 gegründete älteste Golfclub in ganz Kanada, der Murray Bay Golf-Course in traumhafter Landschaft am St.-Lorenz-Strom. Besonders beliebt sind in dieser Region bei den Urlaubern die Fahrradtouren auf verkehrsarmen Routen. Dann kann der Tourist wie in einem aufgeblätterten Restaurant-Führer die exquisite französische Küche erleben und trifft auf solche Kleinode wie die Kirche von Saint-Historien.

 

Sepaq verwaltet die Nationalparks

Das Äquivalent zum kanadischen Nationalparksystem ist in Quèbec die Sèpaq, deren Organisation in der 12. und 13. Etage in einem Hochhaus der Hauptstadt untergebracht ist. Zu den Hütern der insgesamt 23 Nationalparks im frankophonen Kanada gehört Claire Ducharme, die sich speziell um den Naturschutz kümmert.

Für die Touristen gebe es keine ausgesprochenen Favoriten bei den Naturparks, so Claire Ducharme. Es sei sehr davon abhängig, welche besonderen Interessen die Besucher verfolgen. Wer sich beispielsweise Fossilien anschauen will, der besucht den kleinen Park nationnal de Miguashaq. Er befindet sich im Osten der Provinz auf der Halbinsel Gaspèsie und wurde kürzlich unter den Schutz der UNESCO gestellt. Andere Besucher wollen Elche nahe von Quèbec erleben. Sie fahren nur eine halbe Stunde mit dem Auto und sind im Park Jacques Cartier.

Camping im Park ist populär

„Für die Touristen stehen an erster Stelle Wanderungen in unseren Naturparks und wir können mit einem sehr gut
ausgebauten und beschilderten Wegenetz und bezaubernden Strecken aufwarten“, berichtet Claire Ducharme. Weiter zugenommen habe die Zahl der Urlauber, die mit dem Kanu unterwegs sind.

 

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Im Park Jacques Cartier - Herbstwald

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„Sehr populär ist Camping in den Parks. Die Parkverwaltungen vermieten den Gästen außerdem große und stabile Zelte, die über zwei Betträume, Stromversorgung und eine Küchenzeile verfügen. „Insgesamt empfangen wir vier Millionen Besucher pro Jahr in unseren Parks“ so resümiert Claire.

Wird bei dieser hohen Besucherzahl die Natur ausreichend geschützt? „Auf jeden Fall! Die Zahl ist nicht zu hoch, denn unser Territorium ist vier Mal so groß wie Deutschland mit nur knapp acht Millionen Einwohnern.“ Hinzu komme, dass die Naturparks in Quèbec im Vergleich zu den USA, nicht so dicht besiedelt sind und nicht so stark von Besuchern frequentiert werden. Allein der Nationalpark an der Küste von Maine in den USA habe im Jahr genauso viel Gäste wie alle Nationalparks der Provinz Quèbec zusammen genommen. „Wir haben für unsere Touristen sehr viel Platz“, so Claire Ducharme.

Tal mit hohen Felswänden wie im Fjörd

Nur 40 Kilometer von der Stadt Quèbec entfernt befindet sich der Park Jacques Cartier. Die Attraktion ist ein sehr hübsches 50 Kilometer langes Tal, durch das sich ein Fluss schlängelt. Das Tal zieht sich wie ein Fjord in die Landschaft, denn es hat an einigen Stellen bis zu 800 Meter hohe Felswände. Am gestrigen Tag und in der Nacht regnete es ununterbrochen. In der mehrstündigen Regenpause hängen die Wolken noch tief über dem Fluss und dem gesamten Tal - ein mystischer Anblick.

 

Im neuen, modern eingerichteten Empfangsgebäude treffe ich der Park-Ranger Tommy Landry (links im Bild). Der 27 jährige hat drei Jahre Tourismus an der kanadischen Uni in Chicoutimi studiert, ist seit fünf Jahren hier stationiert und kennt sich im Park bestens aus.
Der Park wurde 1981 gegründet und umfasst die immense Fläche von 670 Quadratkilometern. Eigentlich planten staatliche Stellen, hier einen großen Staudamm zu bauen und dazu einen riesigen Stausee anzulegen. Doch die Bevölkerung von Quèbec wehrte sich erfolgreich dagegen und hat sich zur Belohnung diesen Park vor den Toren der Stadt bewahrt.

 

Im Sommer haben Elche viel Durst

Wir machen uns auf den Weg, immer entlang des Flusslaufs. Die Ränder des 50 Kilometer langen Tales sind noch im Oktober bunt bewaldet.

„Jede Jahreszeit hat im Jacques Cartier seine Reize. Aber gerade der Herbst bietet diese wunderschönen farbigen Wälder.“ erzählt Tommy. Dafür haben die Besucher in Frühjahr und Sommer viele Gelegenheiten, Elche, Hirsche und Rentiere zu beobachten. Im letzten Jahr kamen 140.000 Gäste in den Park.

 

 

Im Park Jacques Cartier

 

„Manchmal in heißen Sommerwochen sehe ich täglich einige unserer hundert Elche im Park“ so Tommy. „Sie sind meist am Fluss zu treffen. Da die ausgewachsenen Elche bis zu 25 Kilogramm Pflanzenkost pro Tag aufnehmen, haben sie viel Durst.“

Nach den starken Regenfällen des vergangenen Tages ist selbst der Park-Ranger Tommy überrascht, wie viele kleine Wasserfälle sich bildeten und von den Hängen ohne Unterlass das Wasser herunterstürzt.

 

Zelte beheizbar mit Küchenzeile

Wir erreichen nahe vom Fluss in schön gelegenen Waldstücken des Parks unterschiedliche Quartiere. Neben Plätzen für private Zelte sind von der Parkverwaltung große beheizbare Zelte aufgebaut mit Stromanschluss und Küchenzeile. Etwas geschützter und luxuriöser sind dann einige Rundbauten, die Jurten, im Gelände verteilt. Schließlich können auch noch eine Reihe von Holzhütten gemietet werden. Alle Schlafplätze sind zur Hauptsaison bequem mit Auto oder einem Bus-Shuttle erreichbar.

„ So ruhig wie im Herbst ist es bei uns im Sommer nicht. Jetzt ist hier alles wirklich friedlich“ sagt Tommy. Heute hat er seinen letzten Arbeitstag in diesem Jahr. Er ist seit fünf Jahren nur jeweils in der Hauptsaison fest angestellt. Die restliche Zeit jobbt er als Flugbegleiter einer Fluglinie. Ein Trost für ihn: die meisten seiner Flüge führen in den Süden der USA, dorthin, wo auch zehntausende kanadische Wildgänse überwintern.

www.parcsquebec.com

 

 

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Touristen entdecken Naturschönheiten im Norden

Eine der ganz großen Unbekannten für den Tourismus in Quèbec ist die sich riesig ausdehnende Nordregion auf einer Fläche von mehr als einer Million Quadratkilometern, mehr als Zweidrittel der Provinz Quèbec. Der staatliche Plan Nord will dort im Zeitraum der nächsten 25 Jahre eine wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung in Gang setzen und auch auf Ökotourismus setzen. Ich treffe Francois Cotè vom Tourismus-Ministerium.

 

„Im Norden von Quèbec existiert eine sehr spezielle Situation. Der Tourismus wird hier bei der Entwicklung des Gebietes nördlich des 49ten Breitengrades nur eine kleine Rolle spielen“, sagt Francois Cotè (links im Bild). Die Region ist für Besucher praktisch nur per Flugzeug zu erreichen und damit besteht in den Kosten bereits eine beträchtliche Hürde für den Tourismus. So koste der Flug von Montreal zu einem der Flughäfen in den Norden genau so viel wie der Flug von Europa nach Nordamerika und auch die Lebenshaltungskosten sind für den Besucher überdurchschnittlich, erläutert Francois Cotè.

Dennoch wächst langsam das Interesse kleiner Reisegruppen nicht nur am Jagen und Fischen in dieser Region, sondern auch an den Naturschönheiten. „Hier liegt beispielsweise der Tursujung- Nationalpark, der größte Naturpark Nordamerikas, mit einem 75 Kilometer langen See. Und geradezu legendär sind die hier von August bis März auftretenden Nordlichter mit dem grünen Farbton“, schwärmt Cotè.

 

Übernachten im Inuit-Quartier

 

L`INUKSUK - das Inuit-Denkmal

In mehr als einem Dutzend kleiner Orte sind so genannte Nunavik Co-op Hotels gebaut worden. Alle verfügen über einen Fernseher, Telefon und Mini-Kühlschrank in jedem Zimmer, einige davon mit eigenem Bad, andere mit geteiltem Bad sowie eine Gemeinschaftsküche, einer Waschmaschine und teilweise einem Internetzugang.

Auch ein Shuttle und Taxi-Service vom Flughafen ist vorhanden. Das klingt fast nach einem herkömmlichen Urlaubsort. Wem es hier immer noch nicht abenteuerlich genug zugeht, der kann sich, jeweils immer in engem Kontakt mit den verschiedenen Tourismus-Verbänden, auch in ein Inuit-Quartier einmieten.

http://www.nunavik-tourism.com

http://tourismebaiejames.com/en

http://www.nunavikparks.ca

http://inuitadventures.ca/webconcepteur/web/AventuresInuit/en/experience

 

Text: Ronald Keusch, Oktober 2012
Fotos: nunavik tourism (2) ; Autor

 

 

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