| ARCHIV-WEBSITE |
Textversion

Sie sind hier: 

>> cre-aktiv ReiseBilder  >> ReiseBerichte  >> Australien 

  |  

Inhaltsübersicht

  |  

Datenschutz

  |  

Impressum

  |  

Kontakt

  |

Melbourne

 

... und die Goldgräberstadt Ballarat

Melbourne empfängt seine Besucher Ende März mit kühlem australischem Herbstwetter und 17 Grad Celsius. Die Millionenstadt auf dem „Schönwetter-Kontinent“ schwächelt dieser Tage und wird durch Berlin mit 21 Grad mühelos geschlagen.

 

Zurueck

Melbourne und die Goldgraeberstadt Ballarat

Weiter

 

Informationen zu den einzelnen Bildern >>>

Die City Circle Tram verbreitet gute Laune

Gemessen an der Einwohnerzahl ist Melbourne nach Sydney die Nummer zwei. Aber für viele Australier und die weltweiten Besucher rangiert die knapp vier Millionen Stadt am Yarra-Fluss auf Platz eins. Wenige Tage Aufenthalt in Melbourne bestätigen die Wertung. Alte viktorianische Gebäude und moderne Wolkenkratzer mit riesigen Glasfronten, eine Kultur- und Sportmetropole, ein buntes Völkergemisch auf den Straßen. Wer die Leichtigkeit der Stadt spüren will, muss nur in die weinrot goldenen historischen Straßenbahnwaggons der City Circle Tram einsteigen.

Die Fahrt ist kostenlos und die Touristenbahn rumpelt in aller Ruhe in einer großen Schleife durch die Innenstadt, mitten durch das geschäftige Treiben von Business-Frauen und -Männern und der Touristenscharen. Sie verkehrt von 10 bis 18 Uhr, gibt per Lautsprecher Hinweise auf Sehenswürdigkeiten und besingt sich dann selbst. Alle 10 bis 15 Minuten spielt ein Lied mit einem kleinen Text über diese Straßenbahn, der Tramsong. Entspanntes Lächeln bei den Passagieren.

Große Übersicht auf dem Rialto-Tower

Wer die Größe und das schnelle Wachstum der Stadt sehen will, der muss sich auf den Rialto Tower begeben. Der Büroturm, der 13.000 Fenster haben soll, ist 253 Meter hoch und bietet eine Aussicht in alle Himmelsrichtungen. An den großen Fensterfronten der Aussichtsplattform sind große Leisten mit einem Fotopanorama angebracht, die die einzelnen Gebäude erklärt.

Die Fotos stammen meist auf dem Jahr 2006 und doch sind sie teilweise überholt wie alte Reiseführer. Allein in den Docklands sind manche Bauten einschließlich eines Heizkraftwerkes verschwunden und an ihre Stelle neue Gebäude entstanden. Manche Erklärungen haben mit dem Bautempo nicht Schritt gehalten.

Das Immigrations-Museum erzählt Geschichten

Sie haben ihr zu Hause und alles Bekannte verlassen und sich auf eine Reise ins Unbekannte aufgemacht. Im Jahr 2001 wurde von vier Australiern einer in Übersee geboren. Das Immigrations-Museum in Melbourne erzählt ihre Geschichten. Die Stadt, in der 140 Nationalitäten ihre Heimat gefunden haben, ist der prädestinierte Ort für dieses Museum. Es spart auch nicht die Zeiten aus, als bestimmte Nationalitäten und Rassen bei der Einreise diskriminiert wurden.

Beispielsweise wurden eine Zeit lang die Einwanderer aus Südeuropa wie Italien und Griechenland nicht gern gesehen. Und dennoch ist in Melbourne eine große Gemeinde von Griechen und Italienern gewachsen mit Restaurants und Espressomaschinen, auf die die Stadt heute stolz ist. Übrigens begann die Geschichte der Stadt im Mai 1835. Da kaufte ein britischer Siedler von den hier lebenden Aborigines für Hemden, Werkzeug und ein paar Spiegel ein riesiges Gebiet von 240.000 Hektar. Nur 15 Jahre später wurde nördlich von Melbourne Gold gefunden und der Hafen der Stadt entwickelte sich zum größten Umschlagplatz für alles rund um den Goldrausch. Es ist für mich nur schwer vorstellbar, dass noch vor knapp 180 Jahren hier nur einige Hütten existierten.

Die Goldgräberstadt Ballarat

Mit der Entdeckung von Gold im Jahr 1851 entwickelte sich aus dem verschlafenen Ort der Viehzüchter Ballarat eine pulsierende Goldgräberstadt. Viele zehntausende Abenteurer aus mehr als 20 Ländern kamen hierher, um schnell reich zu werden. Ein klein wenig kann der Besucher das harte und oft elende Leben der Goldsucher nachempfinden. Auf einer 25 Hektar großen Fläche wurde ein lebendiges Museum, der „Sovereign Hill“ aufgebaut, in dem mehrere Dutzend originalgetreu eingekleidete Statisten als Goldgräber, Händler, Blechschmied, Töpfer, Kerzenzieher und Damen aus dem Saloon zu treffen sind.

Die Touristen dürfen auch beim Goldgießen zuschauen und natürlich ein wenig Goldwaschen. Betrachte ich dabei die ernsten und angestrengten Gesichter der Hobby-Goldwäscher, wird mir eines klar: nur Gold konnte der Stoff sein, der viele tausende Menschen die großen Entbehrungen auf den Goldminen ertragen ließ. Ein kleines Spektakel für die Touristen ereignet sich um die Mittagszeit. Dann marschiert ein halbes Dutzend Soldaten, die englischen Rotröcke, mit ihrem Union Jack auf den Marktplatz.

Eureka-Aufstand in der Goldmine

An einen Auftritt der Rotröcke ohne Beifall, aber mit viel Blut erinnert ein nicht weit entferntes großes modern eingerichtetes Museum, das Eureka-Center. 1851 hatte die Kolonialregierung von Victoria hohe Schürflizenzen eingeführt und brutal eingetrieben. Im Dezember 1854 leisteten 150 Goldgräber Widerstand, wollten Mitspracherechte und bauten Barrikaden. Der Aufstand wurde von 300 Soldaten und Polizisten niedergeschlagen, 25 Goldgräber starben, viele wurden eingekerkert.

Die Goldgräber verloren die Schlacht, gewannen aber die Sympathie der Melbourner Bevölkerung, ihre Reformvorschläge wurden teilweise berücksichtigt und die wegen Hochverrats Angeklagten wurden vor Gericht frei gesprochen. In Australien wird der Eureka-Aufstand als ein Beitrag zum Kampf um das Recht der freien Meinungsäußerung gefeiert. Der australische Medienzar Robert Murdoch wird für die Goldgräber-Revolte ein freundliches und patriotisches Lächeln bereit haben.

Abschied in Melbourne von Australien

Abschied nehmen von Australien in Melbourne an einem Kunstwerk mit dem Titel “Scars - a stolen vision“. Diese Installation wurde anlässlich der Einhundertjahrfeier der australischen Förderation 2002 von Aborigines-Künstlern geschaffen. Sie schnitzten in das Holz von Eukalyptusbäumen, aus denen die Ureinwohner früher ihre Boote und Speere herstellten, ihre Verletzungen und ihren kollektiven Schmerz. Die Linien, Punkte und einzelnen Farbflächen stehen für ihre Erinnerungen und Empfindungen. Australien und auch seine Besucher können die Wunden, die die Ureinwohner erlitten haben, nicht ignorieren.

Abschied nehmen von Australien auf der Halbinsel Mornington Peninsula. Von seiner Spitze, dem Point Nepean im Nationalpark bis zum Cape Schank zeigt sich eine schroffe Küstenlinie, Surfstrände mit meterhohen Wellen und einsame Wanderwege und Felder mit Weinreben. Die Aussicht über die Port Philip Bay auf Melbourne ist phantastisch schön. Sie versprach damals den Deportierten und Einwanderern, den Flüchtlingen und Goldsuchern glückliche Zeiten in Australien und die gleiche Aussicht verspricht es heute den Touristen.

Autor und Fotos: Ronald Keusch (siehe auch Fotogalerie >>>)

Reiseliteratur: Bill Bryson, Frühstück mit Kangurus, Goldmann 2002, Veronika Pavel, Australien, Osten und Zentrum, Reise-Know-How Verlag 2008, Australien - ein Reiselesebuch, Ellert & Richter Verlag ,Hamburg 2008, Australische Erzähler von Marcus Clarke bis Patrick White, Verlag Volk und Welt Berlin 1984, Erkundungen - 31 australische Erzähler, Verlag Volk und Welt Berlin 1976

 

Seitenanfang