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Sydney - die Schöne

 

Auf der Taxi-Fahrt vom Flughafen Kingsford Smith in die neun Kilometer entfernte City von Sydney stelle ich dem Fahrer eine der üblichen Fragen der ankommenden Reisenden nach den Wetteraussichten. Mit freudiger Erleichterung und einem Lächeln sagt er, dass der Wetterbericht Regen vorausgesagt hat und er ergänzt mit strahlenden Augen, vielleicht regnet es sogar die ganze Woche.

So begeistert werden Regenaussichten nur angekündigt, wenn durch anhaltende Trockenheit und Hitze die Waldbrände sogar bis in die Vororte der australischen Megastädte vordrangen. Doch der Wahrheitsgehalt der Wettervorhersagen scheint denen zu Hause zu ähneln. In der Woche in Sydney blieb es trocken, abgesehen von einigen Regentropfen und die Sonne schien.

 

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Sydney, die Schoene

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Touristengipfel ist die Harbour-Brigde

Sydney wird häufig als eine der schönsten Städte der Welt eingestuft. Zweifellos macht der Hafen mit seiner Länge von 16 Meilen, mit seinen Meeresarmen und wunderschönen Buchten Sydney zu dem, was es ist. Im Circular Quay, dem Fährhafen mitten im Zentrum, pulsiert an Wochentagen ohne Pause das quirlige Leben der Vier-Millionen-Stadt mit freundlicher Betriebsamkeit. Nur wenige hundert Meter entfernt thront direkt am Wasser der berühmte imposante Opernbau.

Und schließlich wird dieser Platz zur auserwählten Adresse mit dem Blick auf die 1932 gebaute Harbour-Bridge. Die zehn Stockwerke hohe Spannbrücke mit ihren vier Pfeilern aus riesigen Steinblöcken ist einfach prachtvoll und von vielen Orten der Stadt zu erblicken. Zu jeder Tageszeit sieht man Touristen wie auf einer Ameisenspur die Spannbögen der Brücke besteigen.

Die schönste Zeit für die Brückentour sei der Sonnenuntergang, allerdings auch die teuerste, so erzählte mir die Potsdamer Studentin Sabine mit einer Praktikumszeit in Australien. Nach einstündiger Einweisung und auf dem Höhen-Weg an Gurten gesichert, kostete sie der luftige Spaziergang 249 Australische Doller (derzeit etwas mehr als 137 Euro). Der Fotoapparat muss unten bleiben, Erinnerungsfotos schießen die Veranstalter, die zusätzlich noch zu bezahlen sind.

Da erinnere ich mich an Geschichten aus meiner Reiseliteratur(1), dass sich bei der Gründung der Stadt 1788 unter den ersten Ankömmlingen 700 deportierte Gefangene aus England befanden, darunter auch Wegelagerer. Doch Sabine fühlt sich keineswegs ausgeraubt, sie würde später mit ihrem Freund noch einmal hochklettern, um diese unbeschreiblichen Momente auf der Harbour-Brigde zu erleben - wenn sie genügend Geld zusammen hat.

Sydney joggt ums Opernhaus

Vom Opernhaus führt eine der attraktivsten Flaniermeilen, gesäumt durch die Hafenbucht mit Blick auf die Habour Brigde und die Ausläufer des Botanischen Gartens, bis zu einem Ausguck. Er trägt den Namen „Mrs. Macquaries Chair“ und ist nach der Gattin eines früheren englischen Gouverneurs benannt. Doch zu vielen Tageszeiten sowohl vormittags und besonders in den Mittagsstunden sind an diesem Platz die Touristen in der Minderheit und müssen Platz machen.

Denn hier schlängelt sich ein Strom den breiten Weg entlang, umrundet das Opernhaus, hastet lange Treppen hinauf, die zum botanischen Garten führen– ein Strom von Joggern. Sie kommen zu Zweit, in einer kleinen Gruppe, viele Einzelläufer, dann sogar mehr als ein Dutzend, Frauen und Männer, junge und alte, schlanke und dicke, kurze und lange, mit schwarzer, brauner, gelber, weißer und roter Hautfarbe und bunter Kleidung. Sydney läuft.

Erste Begegnung mit dem Schicksal der Aborigines

In der einschlägigen Reiseliteratur bekommen die Museen in Australien meist gute Beurteilungen. Ich kann das aus meinem Erleben nur bestätigen. Besonders hervorzuheben ist der Versuch, nach vielen Jahrzehnten des Schweigens, sich mit dem Thema der Ureinwohner des australischen Kontinents, der Aborigines oder Aboriginals (lat. ab origine - von beginn an) umfassender und ehrlicher auseinander zu setzen. Das Australien Museum in Sydney hat dafür seine gesamte erste Etage eingerichtet.

Wer weiß schon, dass die Aborigines seit etwa 50.000 bis 60.000 Jahren den Kontinent besiedelten, eine der ältesten Kulturen in der Welt besitzen und bei den einzelnen Stämmen in Australien wie in den Ländern Europas große Unterschiede in Sprache und Kultur zu finden sind. Sie waren ein Naturvolk der Jäger und Sammler, die ohne Vorstellung von Eigentum und Hierarchien ihr Leben den Erfordernissen des Landes angepasst hatten.

Sie fügten sich mit ihren Fähigkeiten und Naturerkenntnissen in die wechselnde Umwelt ein und überlebten alle Klimaänderungen, aber nicht den Zusammenstoß mit der Zivilisation. Zu Beginn der britischen Kolonisation Australiens wird ihre Zahl auf eine Million geschätzt und sank bis zum Jahr 1920 auf 60.000, hauptsächlich auf Grund eingeschleppter Krankheiten und durch den ungleichen Kampf um Landbesitz. Als größten Angriff auf die Kultur und Familie der Aborigines wird in der Ausstellung die Trennung der Kinder von der Familie bezeichnet. Etwa 100.000 Kinder der Eingeborenen wurden in staatliche Kinderheime eingewiesen oder Opfer von Zwangsadoption.

Beispielhaft für diese so genannte „gestohlene Generation“ berichtet die Ausstellung über ein Heim in Kinchela im Bundesstaat Neu-Süd-Wales und über die menschlichen Tragödien, die sich hier abspielten. Nach mehr als 150 Jahren wurde diese Politik 1969 offiziell beendet. Ironie des Schicksals: ohne die Mitarbeit und Kooperation der Aborigines wäre die Zivilisation des Kontinents unmöglich gewesen, so ein Resümee der Ausstellung. Jeder Reisende in Australien, der nicht die Augen verschließt, wird mit dem Schicksal der Ureinwohner konfrontiert - ich mache keine Ausnahme.

Spektakuläre Canyons und Wasserfälle in den Blue Mountains

Alle Sydney-Besucher werden dringend angehalten, unbedingt die Blue Mountains, eine Autostunde von der Stadt entfernt, zu besuchen. Und das völlig zu recht. Der Nationalpark wartet mit Tälern, uraltem Regenwald und gewaltigen Wasserfällen auf. Wer sich für eine Tour mit einem kleinen Touristenbus entscheidet, bekommt frei Haus alles wissenswerte und eine Prise australischen Humor geliefert. Die gelernte Krankenschwester Rae Clinch macht seit acht Jahren Rundfahrten durch die Blue Mountains, wohnt hier mit ihrem Mann und kennt sich gut aus.

Der Name hat seinen Ursprung in einem feinen Nebel, der sich bei Hitze aus dem Öl von Eukalyptusbäumen bildet und sich als blauer Dunst über die Berge legt, erklärt sie. Es habe lange gedauert, fast einhundert Jahre, ehe es den ersten Siedlern gelang, das mit unzähligen Schluchten zerklüftete Gebiet zu durchqueren. „Sie hätten nur die Ureinwohner fragen brauchen, dann wäre es schneller gegangen“, kommentiert Rae lakonisch die historischen Ereignisse.

Sie hat auch ohne langes Zögern einen Tipp für Reisende, die das erste Mal nach Australien kommen. „Natürlich die schönste Stadt des Landes Sydney besuchen und dann das Great Barrier Reef, das älteste, größte und bekannteste Riff auf der Welt.“ So ist auch der Reiseplan.

Autor und Fotos: Ronald Keusch (siehe auch Fotogalerie >>>

Reiseliteratur: Bill Bryson, Frühstück mit Kangurus, Goldmann 2002, Veronika Pavel, Australien, Osten und Zentrum, Reise-Know-How Verlag 2008, Australien - ein Reiselesebuch, Ellert & Richter Verlag ,Hamburg 2008, Australische Erzähler von Marcus Clarke bis Patrick White, Verlag Volk und Welt Berlin 1984, Erkundungen - 31 australische Erzähler, Verlag Volk und Welt Berlin 1976

 

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