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Das tropische Cairns

 

... am Great Barrier Reef

Wenn sich die automatischen Türen des kleinen klimatisierten Flughafens öffnen, spüre ich auf einen Schlag: Ich bin in Cairns angekommen. In der Hauptstadt des tropischen Nordens ist es das ganze Jahr heiß. Jetzt erreicht das Thermometer im australischen Herbst zur Mittagszeit 30 Grad Celsius. Zur Erinnerung haben viele Autofahrer in Queensland auf ihrem Nummerschild „The Sunshine State“ placiert.

 

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Das tropische Cairns am Great Barrier Reef

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Gefährlich sind die Salzwasser-Krokodile

Hier hat sich auf einer Länge von 2.300 Kilometern das größte Korallenriff der Welt ausgebreitet. Es gehört zu den eindrucksvollsten Wundern der Natur, hält aber für alle Taucher, Schnorchler und Badende - wie in der Reiseliteratur zu erfahren - jede Menge beängstigende Geschichten parat. Da schwimmen im Wasser giftige Seeschlangen, Stachelrochen, Kegelmuscheln und Steinfische. Besonders gefürchtet ist der „Box Jellyfish“, eine Qualle mit langen Fangarmen, deren Berührung tödlich sein kann.

Und Haie sind auch unterwegs und haben Appetit auf Menschen, wie zu lesen ist. Den heimischen Taxifahrer mit dem Schild vom Sunshine-State am Auto entlocke ich auf die Gefahren angesprochen, nur ein mildes Lächeln. „Über Unfälle mit diesen Tieren wird viel berichtet, weil sie so selten sind“. Wirklich gefährlich sind nur die Krokodile.“ Beim Bummel auf der Uferpromenade, vorbei an großen Ficusbäumen, auf denen Dutzende von Papageien lärmen und einem Pelikan, der durch den Schlick stapft, stehen unübersehbar Schilder, die vor den Salzwasser-Krokodilen warnen.

Neue Goldader ist der Tourismus

Der berühmte James Cook entdeckte 1770 die Trinity Bay, an der Cairns liegt. Erst der Goldrausch, der sich hier hundert Jahre später entzündende, brachte wie in den meisten Regionen des Kontinents den großen Aufschwung. Da war das Ansiedeln in Australien keine Strafe mehr, sondern wurde plötzlich von vielen als große Chance angesehen. Mit dem Ende des Goldrausches folgte an manchen Plätzen wie hier in Cairns der Abschwung.

Und wieder hundert Jahre später, mit der Eröffnung des internationalen Flughafens, wurde für Cairns eine neue Goldader freigelegt: der Massen-Tourismus. Der Eindruck täuscht sicher nicht, dass alle Besucher in der Stadt auf der Durchreise sind, vom Fährhafen mit den Schiffen zu den Korallenriffen oder in die andere Richtung zum Regenwald und ins Outback.
Ein Ziel der Schiffstouren entlang des Great Barrier Reef in Richtung Norden ist der Naturhafen von Cooktown.

Hier landete James Cook unfreiwillig, um sein beschädigtes Schiff „Endeavour“ zu reparieren. Der Anker und andere Utensilien, im Museum von Cocktown sorgsam aufbewahrt, belegen seinen Aufenthalt. Im Jahr 1874 sorgte dann die Jagd nach Gold dafür, dass binnen kurzer Zeit in Cooktown 50 Hotels gebaut wurden. Heute sind noch drei übrig geblieben. Bei der Landnahme wurden von den Goldsuchern Massaker an den Eingeborenen verübt, einige wenige davon sind dokumentiert und nur ganz selten wurden die Mörder bestraft.

Die Australier denken positiv

Auf der Schiffstour mit täglicher ausgiebiger Gelegenheit zum Schnorcheln und Tauchen sind auch Australier, die in ihrem Land Urlaub machen. Ich komme mit Rhonda Weaven ins Gespräch. Sie arbeitet als Sekretärin in Melbourne. Für Rhonda ist der typische Australier wie sie selbst, gelassen und heiter, nicht so strebsam wie in Deutschland, dennoch positiv denkend. „Wir Australier“, so meint Rhonda, „sind eine sportliche Nation.

Wir gehören zum Commonwealth und haben sogar den Union Jack in unserer Staatsflagge. Aber mit England verbindet uns nur noch wenig. Wir haben unser eigenes Nationalbewusstsein.“ Die Fragen nach den Aborigines sind ihr spürbar unangenehm. „Die australische Regierung hat ihnen in der Vergangenheit bis heute viel Geld gegeben für Schulen, Wohnungen und Jobs, aber die Ureinwohner sind nicht in der Gesellschaft angekommen “, so ihre Meinung. Es gebe unter ihnen zu viele Säufer, die ihre Frauen schlagen. „Diese Menschen“, so das Fazit von Rhonda, „sind uns fremd geblieben.“

Wallfahrtsort der Touristen – das Bergdorf Kuranda

Ein gut ausgebautes und von Touristen bequem zu erreichendes Ziel im Regenwald ist das Bergdorf Kuranda. Startet man 20 Autominuten entfernt von Cairns, kann man mit einer historischen Eisenbahn die Fahrt dorthin unternehmen. Die Bahnlinie schlängelt sich 34 Kilometer lang über 300 Höhenmeter zu dem Dorf und passiert ein Dutzend Tunnel und drei Mal soviel Holzbrücken. Wen es nicht stört, der kann bei einem Fotostopp einträchtig mit der gesamten Zugladung, zirka 350 bis 400 Fahrgäste, Aufnahmen von einem imposanten Wasserfall machen.

Die Strecke wurde Ende des 19. Jahrhundert unter großen Mühen in die Berge getrieben. Als einmal Anfang des 20. Jahrhunderts ein Tunnel durch einen Taifun verschüttet wurde, mussten die Fahrgäste bei Einzelstreckenbetrieb fast ein Jahr lang um den Tunnel herumlaufen. Don`t worry, das ist Australien. Heute undenkbar angesichts vieler sehr betagter Reisender.

Trotz der Massen von Touristen, die sich aus dem Zug, Bussen und Autos in das Bergdorf ergießen und trotz der unzähligen Souvenir- und Imbissläden, Kuranda ist sehr weitläufig und hat für alle viel Platz, auch für Hippie-Kultur. Vor allem hat es sich noch genügend beeindruckende Natur bewahrt. Das zeigt eine Wanderung an den nahen Barron River oder zum gleichnamigen Wasserfall. Beeindruckend ist eine riesengroße, auf einem Holzpfad begehbare Voliere mit 40 exotischen Vogelarten. Kein Stück Regenwald rundherum kann diese bunte und schrille Vielfalt bieten.

Das Leben der Aborigines als Life-Show

Kuranda steht noch für ein weiteres Naturerlebnis - die Fahrt mit der Seilbahn skyrail. Hier schwebt der Fahrgast in Gondeln 545 Metern über den Regenwald nach unten. Er schaut auf den dichten Baldachin, das natürliche Dach des Regenwaldes mit Orchideen und Früchten. Auf zwei Zwischenstationen führen Wanderwege an 50 Meter hohen Baumriesen und Kletterpflanzen vorbei zu tiefen Schluchten und Wasserfällen. Angekommen bei den Eukalyptuswäldern an der Talstation, erwartet der Aboriginal Cultural Park Tjapukai die Touristen.

Der Gebäudekomplex mit einer riesigen Parkanlage wirbt mit dem Zertifikat, die einzige autorisierte Präsentation von Aboriginal Kultur im Gebiet des Stammes der Tjapukai zu sein. Mein Eindruck von den insgesamt sechs Veranstaltungen auf einem mehrstündigen Rundgang ist zwiespältig. Auf dem Programm stehen ein Geschichtstheater, das mit audiovisuellen Mitteln die tragische Zerstörung der Kultur der Tjapukai dokumentiert, ein interessanter Vortrag über Nahrungsmittel im Busch, Bummerang und Speer werfen für die Touristen.

Aber es gibt auch andere Programmpunkte, die für mich befremdlich wirken. In einem traditionellen Tanztheater der Ureinwohner wird nach wenigen Minuten das Publikum animiert, rhythmisch zu klatschen und mit zu singen. Eine Bühnendarbietung mit audiovisuellen Mitteln wird durch zwei Aborigines vom Tjapukai-Stamm garniert, die in den Szenenbildern als seelenlose Statisten auftreten. Gibt es überhaupt andere Wege, der Masse von Touristen die Kultur der Ureinwohner näher zu bringen? Der Umgang mit ihren Lebensformen und Problemen bleibt ambivalent.

Das zeigt auch die nächste Station der Reise, der Besuch eines zehntausende Jahre alten Heiligtums der Aborigines und seit einigen Jahrzehnten ein Highlight für den Tourismus: der Uluru, von seinem weißen englischen Entdecker Ayers Rock benannt nach dem damaligen Premierminister von Südaustralien.

Autor und Fotos: Ronald Keusch (siehe auch Fotogalerie >>>)

Reiseliteratur: Bill Bryson, Frühstück mit Kangurus, Goldmann 2002, Veronika Pavel, Australien, Osten und Zentrum, Reise-Know-How Verlag 2008, Australien - ein Reiselesebuch, Ellert & Richter Verlag ,Hamburg 2008, Australische Erzähler von Marcus Clarke bis Patrick White, Verlag Volk und Welt Berlin 1984, Erkundungen - 31 australische Erzähler, Verlag Volk und Welt Berlin 1976

 

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