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Kulturhauptstadt als Region - Teil 2

 

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Im Jahr 2012 präsentieren das slowenische Maribor und die fünf weiteren Städte Slovenj Gradec, Ptuj, Novo Mesto, Murska Sobota und Velenje ihr kulturelles Leben

 

Maskenumzüge und balkanische Kunst

 

Besuch in Ptuj und Slovenj Gradec

Nur eine 20 Minuten Autofahrt weit von Maribor entfernt in südöstlicher Richtung fließt die Drava durch die kleine Stadt Ptuj. Sie liegt im ältesten Siedlungsgebiet Sloveniens und zählt mit seinen alten Gassen und Häusern, über denen ein elegantes Schloss thront, zu den schönsten Städten des Landes.

„Bei uns im Land gilt unsere Stadt als ein Kulturdenkmal mit glanzvoller Vergangenheit“, erzählt Bürgermeister Dr. Stefan Celan. “Schließlich bekam Ptuj schon im Jahre 69 von den Römern das Stadtrecht verliehen. Es beherbergte den berühmten Feldherrn und Befehlshaber der Legionen von Panonien, Marcus Antonius Primus und konnte später nie von den Türken erobert werden.“

 

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Impressionen

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Bildunterschriften: Die mittelalterliche Stadt Ptuj an der Drava, Das Rathaus in Ptuj mit venezianischen Doppelfenstern, Der Innenhof der Burg in Ptuj, Abendstimmung in Ptuj an der Drava, Mittelalterliche Stadtanlage von Slovenj Gradez,

 

Das Geheimnis der ethnischen Masken

Im kommenden Jahr erleben die Besucher der Stadt eine ganze Reihe von Veranstaltungen beispielsweise ist im Juni und Juli hier zeitgenössische Kunst zu Hause und vom 24. bis 30 August sind junge Poeten aus Europa eingeladen zu „Wein und Poesie“. Die Stadt Ptuj ist vor allem durch seine ethnografischen Maskenumzüge berühmt geworden und setzt damit einen wichtigen Baustein im Kulturraum Maribor im nächsten Jahr.

Insgesamt gibt es neun ethnische Masken, die sich in drei Gruppen aufteilen, erklärt mir Bürgermeister Celan, der selbst ganz aktiv an den Maskenumzügen teilnimmt. Es sind Masken über den Umgang zwischen Menschen und Tieren, dem Verhältnis zur Pflanzenwelt und schließlich der Beziehung der Menschen untereinander. Die berühmteste Maske heißt Kurent. Der Überlieferung nach war es ein Dämon, der den Winter vertrieb und die Natur im Frühling wieder erweckte.

 

 

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Die kirchliche und politische Macht im Mittelalter, die sich durch manche rigorosen inhaltlichen Aussagen der Maskenumzüge bedroht fühlte, lenkte sie in die unverbindlichen Bahnen des Faschings. In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich das Kurentovanje zum bedeutendsten Fasching Sloweniens. Traditionelle bäuerliche Masken sah man im Rahmen organisierter Umzüge erstmalig 1960 in der Stadt. Diese Umzüge, die in den Februartagen lautstark die bösen Wintergeister vertreiben, fielen von Jahr zu Jahr größer und bunter aus.

Die Burg von Ptuj beherbergt heute das Regionalmuseum, in dem in einer Sonderasstellung eine umfangreiche Maskenschau über den Kurent und seine Freunde zu sehen ist.

 

Maskenfestival aller Kontinente

„Im Jahr 2012 organisieren wir ein weltweites ethnisches Maskenfestival und laden dazu Menschen mit ihren ethnischen Masken aus allen Kontinenten ein unter dem Titel: Art and Heritage Carneval“, sagt Bürgermeister Celan. „Wir starten am 2. Februar und planen innerhalb von elf Tagen mehr als hundert Veranstaltungen.“

In den letzten Jahren trug auch der Bürgermeister bei den Umzügen die Kurent-Maske. Sie wiegt immerhin 30 bis 40 Kilogramm und darunter lässt sich beim Tragen nicht immer leicht atmen. Allerdings soll der Kurent Glück bringen und deshalb ist der Bürgermeister auch bei den geplanten Umzügen im Kulturjahr 2012 mit dabei.

www.ptuj.info
www.kurentovanje.net

 

Ein Wallfahrtsort moderner Kunst

 

Die Hauptstraße im Zentrum von Slovenj Gradez

Die Straße von Maribor nach Slovenj Gradec führt immer entlang des Dravatals und weiter am Flüsschen Mislinja.

Das kleine Städtchen mit nur 10.000 Einwohnern wird als Hauptstadt des slowenischen Kärnten bezeichnet.

Für viele Künstler in ganz Europa ist sie seit den 60er Jahren eine Hauptstadt und Wallfahrtsort der modernen Kunst. Bereits im ehemaligen Jugoslawien leistete sich Slovenj Gradec eine Galerie im größten Haus am Platz, dem Rathaus im Zentrum der Stadt.

Auch heute ist die Kärntner Galerie der bildenden Künste ein Vorreiter für zeitgenössische Kunst. Kürzlich wurde mit einem Anbau, einem Pavillon, die Ausstellungsfläche um 1000 Quadratmeter erweitert.

Der Direktor der Galerie, Kunsthistoriker Marko Kosan, ist sehr stolz auf die Vielzahl von Projekten im nächsten Jahr. „Das Hauptprojekt ist für den Herbst 2012 geplant und trägt den Titel ‚soft control’, sagt Direktor Kosan. „ In dieser Ausstellung werden künstlerische Arbeiten auf der Basis von Multimedia-Installationen präsentiert.“ Die Künstler widmen sich den oft problematischen Beziehungen zwischen Kunst und Wissenschaft. An diesem Projekt werden 20 Künstler aus Europa Australien und den USA beteiligt sein.

In einem weiteren Projekt wird unter dem Titel “Collection Zepter“ eine Privatsammlung aus Belgrad ausgestellt. Das international aufgestellte Unternehmen Zepter stellt in der Galerie balkanische Kunst aus der Region vor. Ein besonderes Augenmerk legt Kunsthistoriker Kosan auf eine weitere Ausstellung im nächsten Jahr unter dem Titel „Art & Craft“. „Hier werden wir das Verhältnis von Handwerkskunst und moderner Kunst auf neue Art beleuchten. Und wir glauben“, so Kosan, “dass gerade diese Arbeiten für eine größere Zahl von Besuchern und natürlich Touristen sehr attraktiv sein werden.“

 

Festival für Komponist Hugo Wolf

 

Das Geburtshaus des Komponisten Hugo Wolf

Gleich in der Nachbarschaft, nur einige Häuser entfernt, befindet sich das Geburtshaus des Komponisten Hugo Wolf. Seine Geburtsstadt wird im Jahr 2012 zu Ehren des im deutschsprachigen Raum bekannten Liederkomponisten das nunmehr
10. Liederfestival ausrichten. Dazu ist auch wieder ein Wettbewerb für junge Musiker und Sänger ausgeschrieben.

Dem Komponisten der Spätromantik, der nicht zuletzt durch die Vertonung poetischer Arbeiten von Heine, Möricke, Eichendorff und Goethe bekannt wurde und in Wien tätig war, widmet sich eine umfangreiche Ausstellung. Sie macht auch keinen Bogen um den widersprüchlichen Lebenslauf des Komponisten und seine Deutschtümelei. Von den Nazis wurde das Schaffen von Hugo Wolf missbraucht. Es führte nach dem zweiten Weltkrieg dazu, dass die empörte slowenische Bevölkerung sein Gedenken zerstörte und er zur Unperson erklärt wurde. Doch nun schon seit langer Zeit haben sich die Menschen in Slovenj Gradec dem Sohn ihrer Stadt wieder angenommen, sein Geburtshaus liebevoll hergerichtet und präsentieren das Lebenswerk des Musikers.

Die mittelalterliche Stadt mit seinem großen Herz für Kunst und Kultur wurde im Jahr 1998 von der UN als Friedensbotschafterin benannt. Am 23. Oktober 2012 organisiert Slovenja Gradec ein Friedensfestival. „Konkrete Forderungen zum Beispiel an die Kriegsparteien in Nordafrika und anderen Krisenregionen können und wollen wir nicht stellen“, sagt Galeriedirektor Kosan. „Doch es ist zunächst wichtig, für eine friedliche Welt aufzutreten.“

 

Autor und Fotos: Ronald Keusch, September, 2011

 

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