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Schau, da steht ein Fuchs vor der Tür...

 

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Foxy and Lady 

Wir leben in Yesiltepe, das heisst grüner Hügel, ca. 150 m über dem Meeresspiegel. Um unser Land herum hat sich ein Bach sein Bett gegraben, inzwischen komplett ausgetrocknet.

Der Bambusbewuchs sieht traurig aus. Das strotzende Grün ist ihm vergangen, auch die Frösche singen nicht mehr. Mein Mann Kalle hat vor einigen Jahren den Grünen Schreifrosch eingeführt per Laich in einem Marmeladenglas. Seit drei Jahren ist unser Bach trocken, seit drei Jahren hören wir kein Bachmurmeln und kein Froschgeschrei mehr, wir haben kein Wasser, müssen es für unseren Garten kaufen.

In unserem Tal war ein natürliches Biotop. Kalle hatte in den letzten Jahren einen Pfad in diesem Tal in alle Richtungen erhalten, hinunter zum Wasser und auch parallel den Weg hinauf nach Ilgaz, hat ihn mit der Schere freigeschnitten. Dort trafen wir auf Kleingetier, Mäuse, auch Dachse, Schlangen, Echsen, dann Laufvögel, wie Wachteln, Rebhühner, und Frangolin, und wir lernten, ihre Laute zu unterscheiden. Und oft sahen wir Füchse am Rande unseres Grundstückes, aber nie waren sie näher gekommen. Natürlich auch streunende Hunde, die von Jägern entweder freigelassen oder verloren wurden.

Vor der Jagdsaison haben wir einen Heidenrespekt, denn da wird auf alles geschossen, was sich irgendwie bewegt. In unserem Garten, der inmitten des Reviers liegt, sammeln sich in der Zeit die Vögel wie in einem Refugium, und ich sage ihnen: Kameraden, haltet Euch zurück und die Klappe, die Jäger kommen.

Was wir hier in unserem Garten und Umgebung für Vögel haben? Nebelkrähen, Möven, Elstern, kleine Eulen mit ihrem Uh-Uh-Uh-Lauten, kleine Bussarde, Falken, Spechte, Wiedehopfens, Eichelhäher, alle möglichen Singvögel, Rotkehlchen, Schwalben und viele andere. Manche habe ich retten müssen, wenn sie sich eine Beule am Kopf an unseren Glastüren geholt haben. Eis auf die Beule und zusehen, dass die Katzen sie nicht erwischen. Letzthins kam eine Wachtel an den Rand des Schwimmbeckens, in dem ich gerade auf und ab schwamm. Sie wollte trinken und kam nicht dran. So holte ich Schalen und verteilte sie im Garten mit Wasser.

Es ist ein Alarmzeichen. Tiere kommen zu den Menschen, um nach Wasser zu fragen. Und da in den Bächen und Wasserreservoirs kein Wasser mehr war, gab es auch kein Kleingetier, keine Insekten, um die grösseren Tiere zu ernähren.
So kam es, dass eines Tages im September ein kleiner Fuchs bei uns auf der Terrasse erschien, ein Jungfuchs, der offensichtlich keine Mutter mehr hatte. Er suchte unsere Nähe. Wir gaben ihm Brot und Milch mit Wasser verdünnt. Ein kleines Wesen, dünn, mit schwarzen Beinen und Riesenohren.

 

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Foxy - Fotos: Heidi Trautmann

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Wir machten Fotos, versuchten aber nicht, ihn anzulocken. Im Sommer sind bei uns die Türen offen, so kam er auch ins Haus, aber da fühlte er sich nicht wohl und ich wollte auch nicht diese Nähe, er sollte ja ein Wildtier bleiben. Unsere Katzen hatten ihn akzeptiert und frassen neben ihm ohne Aufregung, er war halt ein Jungtier, auf das man Rücksicht nimmt.
Seitdem kommt er regelmässig jeden Abend und ich gebe ihm nichts weiter als Brot. Ich will ihm kein Fleisch und keine Knochen geben, er soll sich das ja in der freien Natur selber holen. Ich hoffe, ich mache es richtig. Inzwischen haben unsere Freunde ihre Begeisterung für unseren kleinen Freund entdeckt, kommen und bewundern ihn.

Doch, was ist das für ein Zeichen, frage ich mich. Unsere kleinen und wenigen Wildtiere haben nicht mehr genug Platz und Nahrung, um in ihrem natürlichen Habitat zu überleben. Da sind die vielen neuen Häuser, die immer weiter die freie Natur verschlingen, durch den Wassermangel fallen einige Glieder in der Ernährungskette aus. Vielleicht ist es mit Foxy auch nur ein Zufall, weil ein Kleintier die Mutter verloren hat, aber ich habe schon von ähnlichen Fällen gehört. Gestern abend trat ich auf die Terrasse, um nach dem Himmel zu schauen, da sass unser kleiner Fuchs auf der blauen Holzbank und hatte anscheinend dasselbe Anliegen.

Er lief nicht weg und so lauschten wir gemeinsam dem sanften Regen. Möge uns der Himmel mit Wasser segnen dieses Jahr und alle Bäche und Reservoirs füllen, die Frösche wieder schreien lassen und für unseren Fuchs die eine oder andere Maus zur Gesellschaft finden. Doch, wir haben uns an ihn gewöhnt und hoffen, dass er uns weiter ab und zu besuchen kommt.

Mit freundlichen Fuchsgedanken schauen wir ins Neue Jahr und wünschen Euch ein gutes Gleichgewicht um Euch herum.

Heidi Trautmann* im Dezember 2009

 

 

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